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Nachhaltiges Bauen an historischen Häusern

Energie Blog - Nachhaltiges Bauen an historischen Häusern

Der Bau von Photovoltaikanlagen in historischer Bausubstanz ist keine Hexerei. Das zeigt das Projekt Suterguet in der Gemeinde Gränichen.

TEXT: Svenja Kopp; FOTOS: Joël Jakob

clevergie durfte in der Gemeinde Gränichen eine Photovoltaikanlage sowie eine Ladeinfrastruktur der Überbauung «Suterguet» an historischer Lage umsetzen. In unmittelbarer Nähe der kantonal geschützten Bauten Pfarr- und Gebeinehaus wurden Neu und Alt harmonisch kombiniert. Dem Bauherrn, René Brogli, war der Erhalt dieser beiden Häuser sehr wichtig und die Gestaltung der Bauparzelle ebenso. Die Gebäude produzieren nun Strom, der intelligent im ganzen Areal verteilt und für die Ladeinfrastruktur in der Einstellhalle bereitgestellt wird. Auch die Heizung wird mit erneuerbarem Strom gespiesen.

Im Interview mit Lukas Meister, Geschäftsleiter bei der clevergie ag, befassen wir uns mit den Herausforderungen für nachhaltiges Bauen an historischer Lage.

Svenja Kopp: Der Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie scheint die Grundvoraussetzung von clevergie zu sein. Was für Klimaziele können im Suterguet erreicht werden?

Lukas Meister: Ich gehe davon aus, unseren Nachkommen mindestens die gleichen Möglichkeiten auf der Erde zu hinterlassen, wie wir selber hatten. Man nennt dies «Enkeltauglichkeit» eines Vorhabens. Nachhaltig ist etwas, wenn es sowohl aus ökologischen Überlegungen, gesellschaftlichen Aspekten sowie wirtschaftlichen Kriterien überzeugt. Wenn einer der drei Faktoren nicht gelingt, ist es nicht nachhaltig.
Im Suterguet wurden nach meiner Einschätzung alle 3 Faktoren vortrefflich erfüllt. Daher würde ich sagen, dass es ein nachhaltiges Bauprojekt ist.

Energie Blog - Ladestationen in der Tiefgarage
Auch Ladestation für Elektroautos in der Tiefgarage sind problemlos umsetzbar.

«Ich gehe davon aus, unseren Nachkommen mindestens die gleichen Möglichkeiten auf der Erde zu hinterlassen, wie wir selber hatten.»

Lukas Meister

Der Suterguet-Neubau ist in ein Ensemble mit historischen Häusern eingegliedert, dadurch mussten gewisse denkmalpflegerische Aufgaben erfüllt werden. Hatten diese Auflagen auch Einfluss auf die Arbeit von clevergie?

Ja, aber wir bauen aus Prinzip keine «unschönen» Sachen. Die Denkmalpflege stellt natürlich noch etwas höhere Anforderungen als dies sonst der Fall wäre. Zum Beispiel wurden blendfreie Solarpanels
eingesetzt, die eine satinierte Oberfläche aufweisen.

Was waren die Herausforderungen?

Wir hatten von Anfang an den Anspruch, dass die Planung auch für den Umbau der alten Bausubstanz passt und zudem möglichst keine Sondermodule hergestellt werden sollen. Einen Raster zu finden, der mit Standardprodukten aufgeht, ist nicht immer ganz einfach. Zudem hatte es das Elektrokonzept noch etwas in sich, da ja die verschiedenen Gebäude miteinander verbunden wurden.

Eine weitere Möglichkeit der Energiegewinnung über das Dach ist die sogenannte Indach-Photovoltaikanlage. Was sind die Besonderheiten und Vorteile?

Eine Indachanlage übernimmt gleichzeitig mit der Stromproduktion auch die Funktion der dichten Dachhaut. Somit sind keine Ziegel mehr nötig, was aus finanzieller Sicht, optischen Ansprüchen
und auch aus Ressourcensicht Sinn ergibt.

Aus welchen Materialien bestehen die von clevergie verbauten Anwendungen? Wie sieht es bezüglich Nachhaltigkeit bei Produktion, Lebensdauer und Recyklierbarkeit dieser Komponenten aus?

Hauptsächlich von Interesse sind hier die Solarmodule. Ein PV-Modul besteht vereinfacht gesehen aus Glas, Silizium und Kupfer oder Aluminium sowie etwas Kunststoff. Glas kann problemlos recycliert
werden, Kupfer und Aluminium auch. Der Kunststoff wird vermutlich eher der normalen Entsorgung zugeführt wie Hausmüll. Nun bleibt noch Silizium übrig. Silizium ist vereinfacht gesagt Quarzsand, einfach in hochreiner Form. Silizium ist absolut ungiftig und das häufigste Material auf der Erde. Dieses hochreine Silizium könnte problemlos recycliert werden, was sich im Moment aber aus Kostengründen noch nicht lohnt. Es ist günstiger, einfach neues Silizium zu gewinnen. Interessant ist, dass ein PV-Modul als Elektrogerät bewertet wird wie zum Beispiel ein Kühlschrank. Der Kunde zahlt die Entsorgungsgebühr bereits mit dem Kauf der Panels mit, etwa 80 Rp. pro Panel. In der Schweiz wird dies über die Stiftung SENS abgewickelt. Am Ende der Lebensdauer eines Solarmoduls kann dieses einfach bei einer Sammelstelle abgegeben werden, die Entsorgung ist ja schon bezahlt.

clevergie sagt, dass die drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität gekoppelt werden sollten (Sektorenkopplung). Bitte erzählen Sie uns etwas darüber.

Die Kunst besteht darin, dass die selbst produzierte Energie auch selbst genutzt werden kann. Es nützt somit wenig, wenn man tagsüber Strom produziert, der Verbrauch der Wärmepumpe aber nur in der Nacht stattfindet. Eine schlaue Steuerung kann das ausgleichen und somit den Eigenverbrauch massiv erhöhen. Auch Autos können dafür genutzt werden, die eigene Energie zu speichern und später für Fahrten zu nutzen. Wenn das Auto zum Beispiel am Wochenende geladen wird mit 400 km Reichweite, genügt das den meisten Menschen für die ganze Woche. Im Idealfall produziert man den Strom dort, wo die Autos tagsüber stehen. Beispielsweise am Arbeitsplatz in der Firma.

Energie Blog - Facts und Infos Suterguet

FACTS & INFOS
Projekt «Suterguet»

Die Überbauung «Suterguet» zeigt, wie Tradition, Moderne, Nachhaltigkeit und Ästhetik aufeinandertreffen können. Die Photovoltaikanlage mit insgesamt 374 PV-Modulen mit einer Leistung von 77.718 kW wird für den täglichen Strom sorgen. Zudem können dank der Sonnenenergie 22 Ladestationen in der Einstellhalle für Elektroautos mit der nötigen Power versorgt werden. clevergie durfte zudem das Abrechnungssystem realisieren als sogenannter «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» ZEV.

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